Um in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu reisen, müssen vorab einige Formalitäten erledigt werden. Wir beantragen ein US-Visum – denn egal wie lange oder zu welchem Zweck, um in die USA einreisen zu dürfen, benötigt man vorab eine Reisegenehmigung.
Über das Visa Waiver Programm und den Unterschied zwischen ESTA und Visum haben wir bereits berichtet und in diesem Zuge auch gleich beantwortet, warum wir uns für die Beantragung eines Visums entschieden haben – wir möchten nicht nur 90 Tage, sondern 180 Tage in den USA bleiben! Nun berichten wir hier über den Antragsprozess, unsere Erfahrungen, eventuelle Hürden und selbstverständlich den persönlichen Interviewtermin bei der US-Botschaft in Berlin.
Jan war noch nie in den USA; ich hingegen schon – in der 11. Klasse habe ich ein High School Year in Harrah, Oklahoma verbracht und bei der liebsten Gastfamilie gewohnt, die man sich vorstellen kann! Dafür habe ich damals ein J-1 Visum beantragt und auch bekommen. Im Prinzip habe ich den ganzen Prozess also schon mal durchlaufen, inklusive Interviewtermin bei der US-Botschaft in Berlin.
Visakategorie
Ausschlaggebend für die Visakategorie des Nichteinwanderungsvisums ist der Reisezweck. Wir werden als Touristen in die USA kommen und möchten reisen, von daher ist die für uns relevante Visakategorie B-2, welches allgemein auch als Touristenvisum bekannt ist. Eine genaue Übersicht über die verschiedenen Visakategorien für die unterschiedlichen Reisezwecke findet ihr hier.
Online-Formular DS-160
Jeder, der ein US-Visum beantragen möchte, muss online das Formular DS-160 ausfüllen. Nachdem man seinen Standort (Germany, Berlin) ausgewählt hat, wird eine individuelle Application ID generiert, diese sollte man unbedingt notieren. Anschließend eine Sicherheitsfrage auswählen und die Antwort ebenfalls notieren. Wenn man den Antrag nicht auf einmal ausfüllt, oder zwischendurch aufgrund der zeitlichen Begrenzung automatisch abgemeldet wird, kann man so den Antrag zu einem späteren Zeitpunkt mit den bereits eingegebenen Daten wieder aufrufen und vervollständigen. Das Formular ist lang und man möchte einiges von uns wissen.
Welche Unterlagen werden benötigt um das Formular auszufüllen?
- Gültiger Reisepass
- Reisedaten (wenn man schon konkrete Reisepläne hat)
- Daten der letzten 5 Reisen in die USA und eventuell Infos über die Reiseziele der letzten 5 Jahre
- Lebenslauf, Informationen über Bildungs- und Berufsweg
- Digitales Visa-Foto
- „other information“
Und nun muss man sich eigentlich nur noch durch die verschiedenen Kategorien des Formulars klicken und die entsprechenden Angaben eintragen. Leichter gesagt als getan…
Persönliche Angaben wie Name, Geburtsdatum und Nationalität waren kein Problem, ebenso wenig die Daten unseres Reisepasses. Außerdem konnten wir schon angeben, dass wir in Begleitung des jeweils anderen reisen. Wenn man schon konkrete Reisepläne hat, gibt man die Reisedaten an, wenn man so wie wir noch keine konkreten Daten hat, das ungefähre Ankunftsdatum. Zudem wurden die persönlichen Daten unserer Eltern abgefragt und wir mussten bestätigen, dass kein Familienangehöriger jemals „Schmu“ betrieben hat.
Anschließend musste man eine Adresse und eine Kontaktperson bzw. –organisation in den USA angeben. Da wir mit dem Camper herumreisen werden, haben wir aber weder das eine noch das andere, und wussten nicht was wir eintragen sollten. Wir hätten die Felder gern leer gelassen, aber die Eingabe war Pflicht. Eine E-Mail und ein Anruf bei der Botschaft ergaben nichts, außer die Information, dass man die Eingaben „nach bestem Wissen und Gewissen“ ausfüllen soll und eventuelle weiterführende Fragen oder Unklarheiten bei dem Interviewtermin geklärt würden. Wir waren genauso unsicher wie vorher. Bei unserer weiteren Internetrecherche sind wir auf die The American Dream – US Visa Service GmbH aufmerksam geworden. Eine weitere E-Mail und noch einen Anruf später haben wir eine Empfehlung für die auszufüllenden Felder erhalten: Ein zu Beginn auf der Reiseroute liegendes Hotel sollten wir als unsere Adresse und gleichzeitig Kontaktperson bzw. –organisation eintragen. Alles klar!
Im weiteren Verlauf des Formulars musste ich Angaben zu meinen letzten Einreisedaten in die USA machen, Infos zu dem in der Vergangenheit erteilten Visum und die Daten meines abgelaufenen US-Führerscheins eingeben. Jan konnte einfach überall „nein“ anklicken, während ich froh war, dass ich noch meinen alten Reisepass mit allen Stempeln hatte.
Nach weiteren Eingaben zu unseren beruflichen Tätigkeiten und vergangenen Reisezielen kam der letzte Teil mit Sicherheits- und Hintergrundfragen, die wir nur mit „nein“ beantworten konnten; wir haben weder eine kriminelle Vergangenheit noch haben wir das jemals vor! Sollte eine Frage mit „ja“ beantwortet werden ist man übrigens sofort raus.
Am Ende des Formulars musste nun das Foto hochgeladen werden. Hierzu steht dem Antragsausfüllenden ein Foto Cropping Tool zur Verfügung, um das Foto dem entsprechenden Format und Vorgaben anzupassen.
Nun konnte man das vollständig ausgefüllte, finale Formular prüfen, ausdrucken bzw. speichern. Auch wenn dieses Formular nicht zum Interviewtermin mitgebracht werden muss, ist es doch hilfreich zu wissen, welche Angaben man gemacht hat – sicher ist sicher.
Zuletzt unterschreiben wir das Formular elektronisch und versicherten, dass alle Angaben wahrheitsgemäß angegeben wurden. Anschließend erhielten wir die Bestätigungsseite inkl. Barcode – diese muss unbedingt abgespeichert und zum Interviewtermin in Papierform mitgebracht werden!
Und das war’s schon, hat auch nur ein paar Stunden an mehreren Tagen gedauert 😉
Das offizielle Beispiel des DS-160 findet ihr hier.
Antragsgebühr
Jede Person, die ein US-Visum beantragt, muss eine Antragsgebühr bezahlen. Unabhängig davon ob das Visum am Ende erteilt wird oder nicht, die Gebühr wird nicht rückerstattet und ist nicht übertragbar. Die Antragsgebühr für ein Visum der Kategorie B-2 beträgt aktuell 160 US-Dollar. Um die Gebühr zu bezahlen ist eine Online-Registrierung bei der GCI Federal Inc., den Link findet ihr hier.
Da ich schon im Vorfeld (bezüglich der Rückfragen zum DS-160) Kontakt mit der US-Botschaft hatte, wurde bereits ein Account für mich angelegt. Die Gebühr konnten wir direkt für uns beide bezahlen und mit der generierten CGI-Nummer bzw. Transaktionsnummer über das Onlineportal einen Termin buchen.
Terminvereinbarung
Der nächstmögliche Termin war innerhalb von zwei Wochen verfügbar, doch wir haben uns aufgrund unserer Berufstätigkeit und der nötigen Planung, für einen Termin im nächsten Monat entschieden. Die Terminbestätigung erhielten wir per E-Mail, inklusive Standort und Tipps für die Anreise. Ebenfalls sollte man die Adresse für die Rücksendung des Reisepasses nochmals prüfen. Außerdem beinhaltete die Terminbestätigung eine Liste von Objekten welche man nicht zur US-Botschaft oder US-Konsulat mitbringen sollte, da einem sonst der Eintritt verweigert wird:
- Elektronische Geräte wie Handys, Laptops, iPods, iPads, Uhren mit Internetzugriff, Kameras und USB-Laufwerke
- Große Taschen, Koffer und Rucksäcke
- Scharfe Gegenstände wie Scheren, Taschenmesser oder Nagelfeilen außerdem Feuerwaffen und explosive Gegenstände
- Flüssigkeiten, flüssige Kosmetikprodukte, Parfums und kleine Spiegel aus Glas, ebenso wie chemische Substanzen
- Versiegelte Umschläge oder Pakete
- Babynahrung oder wichtige Medizin (nur in Plastikbehältern, kein Glas) sind dem Wachpersonal zu zeigen
- Je nach dem Ermessen des Sicherheitspersonals sind auch andere Objekte möglicherweise nicht erlaubt
US-Botschaften und Konsulate verfügen über keine Aufbewahrungsmöglichkeiten für verbotene Gegenstände. Also kamen wir nur mit unseren Unterlagen!
Apropos erforderliche Unterlagen – eigentlich muss man nur die im Rahmen des Online Antrags DS-160 generierte Bestätigung mit dem Strichcode, den Reisepass und ein Foto (in 50mm x 50mm) auf Fotopapier mitbringen. Doch es wird empfohlen weitere, ergänzende Unterlagen vorlegen zu können, um den Beamten zu überzeugen, dass man in sein Heimatland zurückkehren will und wird. Also planen wir noch folgende Dokumente, die unsere Absicht nach Deutschland zurückzukehren und unsere Finanzierung des Trips absichern, unseren Unterlagen beizufügen:
- Arbeitsverträge
- Gehaltsabrechnungen
- Kontoauszüge
- Mietvertrag
- Visitenkarten von Overlandys; der Beamte darf unser Abenteuer natürlich gerne mitverfolgen! 😉
Interviewtermin
Der Termin in Berlin fand morgens um kurz vor 8 Uhr statt. Um uns die Kosten für die Übernachtung zu sparen, fuhren wir um 3 Uhr von Hamburg los. Trotz pünktlicher Ankunft trafen wir auf eine Schlange von Wartenden, eine Absperrung sowie die erste Sicherheitskontrolle. Wir mussten unsere Reisepässe aushändigen und wurden in kleinen Gruppen von ca. 4-5 Personen zur zweiten Sicherheitskontrolle in einem kleinen Container geleitet. Es folgte eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen. Anschließend erhielten wir unsere Reisepässe zurück und durften das Hauptgebäude betreten. Dort erwartete uns auch schon die dritte Sicherheits- inklusive Reisepasskontrolle, es wurde gecheckt ob man die erforderlichen Unterlagen bzw. die Terminbestätigung ausgedruckt dabei hat. Unsere Reisepässe wurden, nachdem unsere Namen auf einer Art „Gästeliste“ abgehakt und unsere Terminbestätigung gescannt wurde, mit einem Strichcode-Sticker ausgestattet. Daraufhin ging’s weiter zu einem Schalter und einer Botschaftsmitarbeiterin hinter einer Glaswand. Hier wurden unsere Fingerabdrücke registriert „Four fingers left hand, four fingers right hand, both thumbs“. Anschließend stellten wir uns in die Schlange zum Interview, welches auch an einem Schalter hinter einer Glaswand stattfand. Wir hatten eher eine Art „Vorstellungsgespräch“ erwartet bei dem man einem US-Botschaftsbeamten an einem Tisch gegenübersitzt und Fragen à la „Warum möchten Sie sich so lange in unserem Land aufhalten?“ beantworten muss. Prinzipiell haben die US-Botschaftsbeamten Englisch gesprochen, doch es wäre alles auch auf Deutsch möglich gewesen. Wir waren schon ein bisschen nervös, unbegründet wie sich dann herausstellte. Nach der Beantwortung der Fragen, was wir vorhaben, warum wir dafür ein Visum beantragen, welcher Berufstätigkeit wir nachgehen und ob wir verheiratet sind, erhielten wir die Zustimmung. Unkompliziert und easy – „Have a nice trip“ waren die letzten Worte des US-Botschaftsbeamten bevor er unsere Reisepässe einbehielt und wir uns auf den Weg machten für den Rest des Tages Berlin zu erkunden. Gedauert hat der gesamte Termin circa eine Stunde, das Interview nur circa 10 Minuten. Und das war’s auch schon! Unsere „extra“ Unterlagen wollte übrigens niemand sehen.
Ausstellung Visum
Wir haben damit gerechnet bzw. gehört, dass man den Reisepass mit dem Visum innerhalb von circa zwei Wochen postalisch zurück erhält. Doch wir wurden positiv überrascht und fanden unsere Päckchen mit den Reisepässen schon am darauffolgenden Dienstag (der Termin war am Freitag) vor unserer Tür vor – inklusive B-2 Visum welches für die nächsten 10 Jahren gültig ist und uns einen Aufenthalt von bis zu 180 Tagen in den USA gewährt! Mission complete 😉