Selbstverständlich gehört in jede Wohnung ein großer Kleiderschrank. Und eine Kommode. Und gerne noch ein Abstellraum. Und Ablagefläche natürlich. Das alles soll in kleiner Ausführung und dennoch viel Platz auch Einzug in unseren Campervan finden!
Aufgrund der Kompaktheit, Wendigkeit und Bodenfreiheit haben wir uns für einen kleinen bzw. kurzen Sprinter mit 6 Quadratmetern „Wohnfläche“ entschieden. Nutzt man den Van hauptsächlich als Wochenend- oder Ausflugscamper braucht man natürlich weniger Gepäck als wenn man, so wie wir, dauerhaft im Van leben will. Wir haben schon Stauraum durch unser Podest und den darunter liegenden Lagerraum geschaffen, wobei dort schon recht viel Platz vom Frischwassertank und den Batterien in Anspruch genommen wird.
Weiteren Stauraum bietet ein Schrank (nein, es ist nicht ausschließlich ein Kleiderschrank). Wir wollen keineswegs ein massives Möbelstück bauen, welches den ganzen Wohnraum einnimmt und den Lichteinfall stark reduziert. Daher besteht der Schrank aus mehreren Elementen in unterschiedlichen Tiefen wodurch trotz einem großem Möbel ein offenes Raumgefühl entsteht.
Zum besseren Verständnis und damit man unseren Erklärungen folgen kann, verwenden wir die obige Skizze und nennen die einzelnen Elemente des Schranks im weiteren Verlauf des Blogbeitrags mitunter wie folgt:
H = Hochschrank
U1 = unterer mittlerer Schrank
U2 = unterer linker Schrank
AP = Arbeitsplatte
O1 = oberer mittlerer Schrank
O2 = oberer linker Schrank
Unseren Schrank, genauso wie alle anderen Möbelstücke, bauen wir hauptsächlich aus Banova, einem sehr leichten Sperrholz aus Balsafunieren, welches wir im Holzfachmarkt mit weißem HPL beschichten und teilweise umleimen haben lassen. Hinweis: aktuell ist das Holz nur noch begrenzt verfügbar (zumindest in unserem Holzfachmarkt).
Der Hochschrank (H)
Das größte und tiefste Element ist der Hochschrank, welcher unter anderem eine Kleiderstange beherbergen soll um Kleidungsstücke auf einem Bügel aufhängen zu können.
Die rechte Schrankwand ist gleichzeitig die linke Badezimmerwand. Die Tiefe des Schranks war also schon von den Maßen der Nasszelle bzw. der Duschwanne bestimmt.
Aufgrund der Wölbung der Fahrzeugwand haben wir zunächst Schablonen aus Pappelsperrholz mithilfe des bewährten Kopierzirkel erstellt. Die angepassten Schablonen haben wir dann mit Hilfe von Übertragungspapier auf die weißen Banova-Platten übertragen und diese mit der Stichsäge zurechtgesägt.
Im unteren Teil des Schrankes hat noch unsere Standheizung ihren Platz. Der Kamin musste vor dem Schrankbau in die Fahrzeugwand installiert und mit dem Gerät verbunden werden, da es (wenn der Schrank erstmal steht) nur noch schwer möglich sein würde. Die Heizung haben wir hier lediglich montiert, also im Boden festgeschraubt, aber noch nicht an den Dieseltank angeschlossen. Die Schrankwände haben wir dann mehr oder weniger um die Heizung drum rum gebaut 😉
Die Höhe der Regalbretter haben wir vorab festgelegt und mit Malerkrepp an der linken Schrankwand markiert um anschließend die Bretter im rechten Winkel auszurichten und von außen festzuschrauben.
Die Bretter festzuschrauben ist natürlich stabil, der sichtbare Schraubenkopf (auch wenn er versenkt ist) aber nicht schön. Deshalb haben wir dies nur an den Stellen gemacht, wo man die Schraube von außen am Ende nicht mehr sehen wird, z.B. bei der Badezimmerwand oder in den den Schränken. Alternativ kann man Winkel benutzen, wir haben die Bretter in diesen Fällen verleimt und gedübelt. Dies haben wir vor allem bei den oberen Schränken gemacht – mehr dazu in Teil 2/2 zum Schrank.
Und so sieht das erste fertige Schrankelement aus! Fehlt nur noch die Kleiderstange 😉
Die unteren Schränke (U1 und U2)
Das untere Schrankelement besteht aus drei Seitenwänden in die wir einige Ausschnitte gesägt haben, zum Beispiel für Ein-/Durchgriffe (von U2 in die Bank), Stromkabel oder das Sicherheits-/Ablassventil der Standheizung.
Es handelt sich hierbei durchaus um ein Element aber dennoch zwei Schränke. U2 hat eine geringere Tiefe als U1 und der Hochschrank (H), wodurch wir das schon erwähnte offene Raumgefühl fördern wollen. Die Regalbretter für U2 müssen entsprechend schräg gesägt werden.
U1 und U2 haben wir als ein komplettes Element vorab zusammengebaut. Die Regalbretter sind wieder größtenteils fest verschraubt. Für die Erreichbarkeit der Heizung ist das untere Regalbrett von U1 herausnehmbar, wir haben auf die Verschraubung verzichtet und dafür Regalbodenträger verwendet.
Auf die unteren Schränke wird eine Arbeitsplatte (AP) installiert. Damit diese später mit dem unteren Schrankelement (U1 & U2) verschraubt werden kann, haben wir bereits Taschenbohrungen mit der Kreg Jig vorbereitet. Das gleiche gilt für die Verschraubung des Schrankelements mit dem Boden.
Und so sieht das fertige Element für die unteren Schränke (U1 & U2) inklusive aller individuellen Ausschnitte aus!
Das fertige Element (U1 & U2) haben wir dann in den Wagen getragen und am vorgesehenen Platz eingeschoben.
Damit alles passt war vorab zwar sehr viel Messgenauigkeit erforderlich, doch im Großen und Ganzen hat das gut geklappt! Zu berücksichtigen gab es nämlich nicht nur die Breite und Tiefe, sonder auch die Materialstärke der Türen für die Schränke, die bündig mit der Duschwanne ausgerichtet sein sollen 😉
Die Arbeitsplatte (AP)
Auf die unteren Schränke kommt eine kleine Arbeitsplatte aus massiver Eiche, diese wird sich auch in der Küchenzeile wiederfinden. Zunächst haben wir sie in die gewünschte Form gesägt, vor allem die Schräge von U2 musste berücksichtigt werden.
Da Eiche sehr schwer ist haben wir uns ähnlich wie bei der Podestplatte dazu entschieden an der Unterseite einige Fräsungen vorzunehmen um Gewicht einzusparen.
Anschließend haben wir die Platte ausgiebig geschmirgelt um sie später zu grundieren und zu lackieren. Im Hinblick auf das Zeitmanagement ist hier zu beachten, dass die Schichten der Grundierung und Lackierung jeweils 12 Stunden trocknen müssen!
Et voilà – die angepasste Platte (die nur noch lackiert werden muss) 😉
Mehr zu den Oberschränken (O1 & O2) und Türen gibt’s in Teil 2/2 zum Schrank!