Nach einem Jahr Planungen, Überlegungen und Träumerei hat ein einziger Tag unser Leben verändert und den Grundstein für unsere Zukunft gelegt. Einen Kurztrip in den Süden später steht unser Sprinter vor der Tür. Bereit zum Ausbau!
Grad können wir es selbst noch kaum glauben – wir haben unseren Sprinter gekauft!!
Nachdem wir in den letzten Monaten viel hin und her überlegt haben welches Fahrzeug das Beste für uns ist, haben wir DAS Angebot online entdeckt: Ein Mercedes Benz Sprinter 316 CDI 4×4 zu einem angemessen guten Preis eines kleinen Neuwagens. Da haben wir den Verkäufer direkt am Montag angerufen und ein paar mehr Infos erhalten, er hat uns dann am Dienstag gleich noch eine Mail mit weiteren Bildern geschickt und am Mittwoch vereinbarten wir mit ihm einen Termin für den kommenden Freitag.
Der einzige klitzekleine Haken – der Sprinter befand sich irgendwo zwischen Regensburg und München, knapp 800 km weit weg von unserem Wohnort Hamburg. Aber wir wollten ihn unbedingt sehen, also nahmen wir uns frei, schmierten uns Brote, buchten spontan ein Hotel und fuhren Donnerstagnachmittag los.
Was wir bei unserer Recherche zum Gebrauchtwagenkauf gelernt haben ist, dass in unserem digitalen Zeitalter Gebrauchtwagen trotzdem komplett, oder zumindest teilweise, in bar bezahlt werden. Daher sind wir auf dem Weg zum Sprinter noch bei unserer Bank vorbei gefahren, damit wir (falls uns der Wagen gefällt) gleich zuschlagen können. Laut Auskunft von Jan‘s Bank ist es möglich auch größere Geldbeträge mit EC-Karte zu zahlen, vorausgesetzt die Bezahlung findet via PIN-Eingabe statt. Also alles kein Problem (dachten wir, aber dazu später mehr) und machten uns auf gen Süden, auf die Reise quer durch Deutschland.
Die Fahrt war lang, nach fast 8 Stunden Autofahrt sind wir müde, aber Dank regelmäßiger Pausen und Fahrerwechseln einigermaßen entspannt, spät abends im Hotel angekommen. Wir warfen einen letzter Blick auf unsere eigens zusammengestellte Checkliste zum Gebrauchtwagenkauf, das Ergebnis unserer Recherche was es beim Kauf eines Gebrauchtwagens zu beachten gibt, und dann schliefen wir auch schon.
Der Wecker klingelte pünktlich, denn um 08:00 Uhr wollten wir vor Ort sein. Ich war so nervös wie vor einer Prüfung für die man zu viel zu wenig gelernt hat. Wir wollen uns an unsere Checkliste halten, was sich auch später als guter Plan erwies.
Wir fuhren durch die bayrische Dorfidylle, rechts und links Hügel und blühende Rapsfelder, die Sonne schien. Und dann kamen wir an, bei einer kleinen, sympathischen, motorsportaffinen Kfz-Werkstatt mit Hands-on Mentalität und 3 Sprintern in verschiedenen Preisklassen auf dem Hof – einer davon unser Zukünftiger! Unsere Checkliste konnten wir nach 1-2 Rückfragen problemlos abhaken, einige Macken hat das Fahrzeug schon, aber er ist auch schon 6 Jahre ununterbrochen im Einsatz gewesen.
Der Verkäufer und Inhaber der Werkstatt, Herr Z., sprach einen einwandfreien bayrischen Dialekt, der uns prinzipiell sehr sympathisch ist, die Verständigung aber tatsächlich erschwerte und das nun folgende kleine Durcheinander für uns Hamburger leider nicht einfacher machte: Der Sprinter, so wie er da stand, gefiel uns gut und wir wollten nun eine Probefahrt durchführen. Für Probefahrten werden Kfz-Händlern von der Zulassungsstelle rote Kennzeichen zugeteilt. Aber Herr Z. hatte grade keine roten Kennzeichen da. Er erzählte uns von seinem Cousin, der die Kennzeichen ausgeliehen hatte um einen Wagen für seinen Sohn in Köln Probezufahren. Sein Bruder hätte noch welche, der käme aber erst später am Nachmittag. Wie es in Dörfern so üblich ist, rief Herr Z. bei einem Werkstattkumpel an, der aber leider auch grad keine roten Kennzeichen da hatte. Und nun?
Für den Fall dass wir den Sprinter kaufen würden, müssten wir Kurzzeitkennzeichen beantragen, diese sind immer 5 Tage gültig und damit ließe sich der Wagen nach Hamburg überführen. Also hat uns Herr Z. angeboten, dass wenn wir die Kurzkennzeichen beantragen, wir den Wagen zunächst Probefahren könnten und bei Nichtgefallen er uns die Kosten für die Kurzkennzeichen erstatten würde.
Diese Lösung fanden wir zwar merkwürdig, aber aufgrund der Mühen die wir schon auf uns genommen hatten, gut. So sind wir in die nächstgrößere Ortschaft mit KFZ-Zulassungsstelle gefahren. Dort legten wir die zuvor bei unserer Versicherung generierte eVB-Nummer vor (Achtung! von der Versicherung bekommt man 2 eVB-Nummern: 1 für die Kurzzeit-Zulassung am Kaufort, und 1 für die finale Zulassung am Heimatort. Warum wir das so genau wissen? Wir haben nur eine, nämlich die finale Nummer, bekommen. Das ist Jan aber glücklicherweise aufgefallen und wir haben die zweite Nummer noch rechtzeitig für die Kurzzeit-Zulassung bekommen). Der Beamte begegnete uns ein wenig verdutzt als er die Hamburger Adresse sah -„Sie keman aus Hamburg?“ –„Ja.“ –„Sie meng oan Wogn do kaffn und noch Hamburg bringn?“ –„Ja!“ Mit den ausgehändigten Unterlagen haben wir nebenan die Kurzzeit-Kennzeichen drucken lassen und bekamen anschließend den „vorläufigen“ Fahrzeugschein mit Jan´s Namen!
Wieder zurück bei Herrn Z. und dem Sprinter konnten wir nun endlich unsere Probefahrt machen – und die gefiel uns gut. Wir blieben nochmals abseits von der Werkstatt stehen und haben uns den Sprinter noch mal in Ruhe angeschaut und konnten auch die noch ausstehenden Punkte auf unserer Checkliste abhaken. Unsere Entscheidung stand fest, wir wollten den Sprinter!
Unser Interesse gegenüber dem Verkäufer haben wir eigentlich schon mit unserer weiten Anfahrt vom anderen Ende Deutschlands bekundet, mit diesem Nachteil sind wir in die Preisverhandlung gestartet. Aber der Preis war von vornherein gut und nach kurzer, erfolgreicher Verhandlung haben wir zugeschlagen. Der Kaufvertrag wurde unterschrieben, alle Dokumente lagen bereit, circa 2/3 des Kaufpreises war in bar bezahlt, die restliche Zahlung per EC-Karte… funktionierte nicht!? Wie konnte das sein? Wir haben doch vorab extra bei der Bank nachgefragt und sichergestellt dass es ein EC-Gerät mit PIN Bestätigung ist. Nach Telefonaten mit der EC-Gerätefirma seitens Herrn Z. und Jan´s Bank lag es wohl am Limit der Girokarte – trotz vorheriger, individueller Rücksprache.
Herr Z. hat uns angeboten den Restbetrag bequem von zu Hause aus zu überweisen, in dem Fall könnte er uns aber nur alles außer der Zulassungsbescheinigung Teil II (Fahrzeugbrief) mitgeben, diese würde er erst nach Zahlungseingang per Einschreiben schicken. Da wir aber wenn, dann gleich alles mitnehmen wollten, sind wir nach kurzer Recherche zum nahegelegenen Finanzcenter gefahren und konnten auch den noch ausstehenden Geldbetrag in bar abheben und den Sprinter nun komplett in bar bezahlen. Wir haben anschließend alle Unterlagen und die Schlüssel von Herrn Z. erhalten – unglaublich, jetzt hatten wir unseren Sprinter!!
Das ganze Prozedere hat länger gedauert als erwartet, nämlich ganze 6 Stunden. Aber auch ein wichtiger Tipp zum Gebrauchtwagenkauf, nehmt euch Zeit! Am frühen Nachmittag haben wir uns dann mit 2 Autos, einer davon unser Sprinter, auf den Rückweg nach Hamburg gemacht. Auf dem Weg zur Autobahn ging’s auf der Suche nach einer Tankstelle erst mal über unbekannte Dörfer, die Tankanzeige des Sprinters leuchtete bereits bedrohlich. Kurz vor knapp fanden wir eine kleine, enge Dorftankstelle in der das Manövrieren mit so einem großen, neuen Sprinter gar nicht so leicht fiel. Aber die Herausforderung nahmen wir, bzw. Jan der den Sprinter nach Hause gefahren ist, an!
Nach der ganzen Aufregung gönnten wir uns erst mal eine Pause und aßen lecker Leberkäse mit Spiegelei und Bratkartoffeln, typisch bayrisch wenn wir schonmal dort sind.
Nicht zu unterschätzten war auch die Rückfahrt. Diesmal konnten wir uns nicht mit Fahren abwechseln, jeder war für fast 800 km allein im Auto. Und je später und dunkler es wurde, je müder und erschöpfter wir waren, umso lauter drehten wir die Musik auf. Tipp: Mitsingen hilft gegen Mündigkeit! Wir haben viele Pausen gemacht, längere als auf der Hinfahrt. Motiviert von der Musik und den Energy-Drinks überraschten uns kurz vor Hamburg die Stau-Warnschilder. Stau? Nachts um 00:30 Uhr? Ja, Vollsperrung aufgrund des Ausbaus der A7 und damit 10 km Stau. Noch mehr Stau gab es auf der alternativen A1. Wir waren froh, dass wir uns auskennen und nahmen eine Umgehungsstraße. Durch die vielen, langen Pausen und den Stau hat die Rückfahrt fast 12 Stunden gedauert aber nun wir sind alle zu Hause. Nur beim Einparken ist Jan ein kleines Malheur passiert und mit der Front des Sprinters in die Hecke gefahren – die ersten sichtbaren Erinnerungen an unser erstes Abenteuer mit unserem Sprinter.
Dieser Trip war ziemlich aufregend und anstrengend, doch sind wir nun überglücklich, der Sprinter steht auf dem Parkplatz vor der Tür – und jetzt geht’s richtig los!